Laut den Marktforschern von ABI Research sollen bis 2016 485 Millionen Wearables über die Ladentheke gehen. Bereits dieses Jahr werden 90 Millionen der innovativen Geräte verkauft. Ob intelligente Uhren, Fitnessarmbänder, smarte Brillen oder Kontaktlinsen – wir verschmelzen immer mehr mit unseren Endgeräten. Elektronische Geräte, die in der Nähe oder direkt am Körper getragen werden, stehen 2014 im Fokus.
Durch die Datenbrille Google Glass und die Smartwatch Samsung Galaxy Gear hat der Markt der Wearables bereits 2013 Fahrt aufgenommen. Nicht umsonst stand die Wearable Technologie zum Jahreswechsel im Mittelpunkt der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas. Seitdem geht es Schlag auf Schlag. Die Google Glass wurde mit verschiedenen Fassungen versehen, die Uhr Galaxy Gear kann auch telefonieren und Samsung plant bereits eine eigene Datenbrille. Die Verbreitung von Sensoren und dem Bluetooth-Low-Energy-Standard treibt in entscheidendem Maße eine Vielzahl an Geräte auf den Markt. Im Fitness-Bereich findet der “Quantified-Self”-Trend zahlreiche Anhänger, die gesundheitsbezogene Daten auswerten wollen.
Alle Wearables haben dabei eins gemeinsam: Via Bluetooth zeigen sie über ein Mini-Display Informationen für den Nutzer an. Das können eine verpasste Nachricht, die aktuelle Herzfrequenz oder eingehende Anrufe sein. Doch ohne ein Smartphone und die passende App sind die Gadgets wertlos. Der Markt der Wearables läuft also nur mit einem funktionierenden Ökosystem. Google ist hier mit seiner eigenen Version “Android Wear” Vorreiter. Diese ist speziell für Wearable-Geräte entwickelt und läuft ausschließlich in Kombination mit den Gadgets. Mit an Bord sind Informationen über das Wetter, Termine oder die Staumeldung auf dem Weg ins Büro. Gerätehersteller sind schon jetzt begeistert von der neuen Technologie und tüfteln an Wearables, die den Endkunden begeistern. Unternehmen wie Fossil, LG und Motorola planen für 2014 entsprechende Geräte auf den Markt zu bringen.
Ist der Markt wirklich reif für die Ära der Wearables?
Für den Gesundheitssektor stellen die kleinen Alleskönner bereits jetzt einen milliardenschweren Markt dar, da sich durch die Daten der Nutzer oder das Tracken von Trainingszeiten über Fitnessarmbänder noch gezielter Werbung ausrichten lässt. Das systematische Einlaufen dieser Daten ist die größte Herausforderung für Hersteller und Marketer. Nur so lässt sich zielgruppenorientiert Werbung für Nahrungsmittel oder Sportartikel schalten. Vor diesem Hintergrund muss das Thema Datenschutz noch stärker sensibilisiert werden. Daten über den eigenen Körper oder die Schlafqualität zu sammeln ist eine Sache, sie auswerten zu lassen eine ganz andere. Wie sensibel dieses Thema behandelt werden muss, zeigt die Diskussion um die Google Glass. Die Befürchtungen, dass alles und jeder in der Umgebung über die Kamerafunktion gefilmt wird, hat zu einem Aufschrei in der Gesellschaft geführt. Fakt ist: Anwendungen wie Gesichtserkennung und die persönliche Identifizierung sind auf der Brille nicht vorhanden.
Wearables werden ihren Durchbruch in Kooperation mit Unternehmen feiern. Krankenkassen können beispielsweise Fitnessarmbänder an Neukunden aushändigen oder ihnen den Kaufpreis rabattieren, wenn sie Trainings-Einheiten über das tragbare Band analysieren lassen. Auf diese Kooperationen setzen auch Zukunftsforscher, die in Segmenten wie Krankenfürsorge oder Leistungssport anschwellende Nischenmärkte sehen. Gerade im medizinischen Bereich ist es überraschend, wo die Anwendungen liegen. Sei es der Einsatz der Google Glass im OP oder eine Augmented-Reality-Technologie, die Venen besser sichtbar macht und schmerzhafte Nadelstiche vermeidet.
Facts & Figures
Im Herbst 2013 hatte bereits jeder Dritte Deutsche Interesse an einer Smartwatch, die mit dem eigenen Device verbunden ist und Zugriff auf das Internet hat. Jeder Vierte geht davon aus, die smarte Uhr dann auch tatsächlich zu nutzen. Zu diesen Ergebnissen kommt der IT-Branchenverband BITKOM. Damit Wearables massentauglich werden, bedarf es einer treibenden Kraft, die das volle Potenzial der Gadgets aufdeckt. In den USA erobern die Gadgets bereits den Massenmarkt: Knapp 50 Prozent zwischen 18 und 37 besitzen mindestens ein Wearable. Immer mehr Menschen erkennen den sogenannten Quantified Self-Trend für sich, bei dem man sich selbst vermisst, gesundheitsbezogene Daten sammelt und seine Fitness checkt. Vernetzte Accessoires wie Fitness-Armbänder, Sensoren an T-Shirts oder Digitale Brillen sind dafür die richtigen Tools.
Die folgenden drei Faktoren treiben die Wearable-Entwicklung maßgeblich an:
Passende Apps als neues Geschäftsmodell
Als Vorreiter der Wearable-Welle gilt Nike. 2006 hat die Fitness-Marke einen Chip in ihre Schuhe integriert, der es möglich macht, dass die Schuhe Daten wie gelaufene Distanz, Kalorienverbrauch oder Geschwindigkeit an das Smartphone ihres Trägers senden. Mittlerweile hat sich vermutlich jedes größere Sportunternehmen schon mindestens einmal Gedanken zur Integrierbarkeit von Wearables in ihr Geschäftsmodell gemacht.
Vor allem smarte Uhren und Brillen haben das Potenzial, unseren Umgang mit mobilen Geräten zu revolutionieren. Die Faszination über die Chancen, die die Körper-Computer bieten, ist ungebrochen. Vor allem Datenbrillen wie die Google Glass haben für die Industrie und den Handel enormes Potenzial. Die App “Glashion” verwandelt beispielsweise Googles Datenbrille in ein mobiles Shopping-Center. Blickt der Träger auf die Handtasche der Nachbarin und gibt daraufhin den Sprachbefehl zur Bilderkennung, identifiziert die Google Glass die Marke und sucht im Netz den passenden Anbieter heraus.
Die Grenzen zwischen realer und virtueller Welt verschwimmen. Hersteller von Kleidung und Accesoires müssen eine durchdachte Strategie finden, so dass funktionierende Wearables und Health-Apps nicht nur bei den Technik-Liebhabern sondern auch in den Fußgängerzonen ankommen.